Wie Sie Ihre natürliche Stimmlage entwickeln und Ihren Vortrag zum Erlebnis werden lassen
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Stimmlagen kennen Sie wahrscheinlich aus dem Gesang: Sopran, Mezzosopran und Alt bei Frauen – Tenor, Bariton und Bass bei Männern. Jeder Mensch hat eine natürliche Stimmlage. Diese spielt nicht nur in der Musik eine entscheidende Rolle. In Ihrer natürlichen Stimmlage klingt Ihre Stimme angenehm voll und trägt Emotionen am besten – beim Singen, sowie beim Sprechen. Aus diesem Grund werden Lieder in der Musik oft transponiert, also in der Tonart verändert, um Sie an die natürliche Stimmlage des Sängers anzupassen.

Auch ein Redner, der in seiner natürlichen Stimmlage spricht, hat eine besondere Wirkung auf seine Zuhörer. Er wirkt ruhig und selbstbewusst. Sein Vortrag klingt authentisch.

Woher wissen Sie, wo Ihre natürliche Stimmlage liegt?

Ganz einfach: Wenn Sie entspannt sind, sprechen Sie automatisch in dieser Tonhöhe. Achten Sie auf Ihre Stimme, wenn Sie das nächste Mal mit Ihren Freunden zusammensitzen und von Ihrer Arbeit erzählen oder Ihrem Partner eine gute Nacht wünschen – dann sprechen Sie höchstwahrscheinlich in Ihrer natürlichen Stimmlage.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Ihre Stimme verändert sich, wenn Sie angespannt sind. Die meisten Menschen sprechen dann etwas höher, als sonst. Vielleicht haben Sie das schon mal an sich selbst beobachtet: Sie waren sehr aufgeregt. Ihre Stimme klang plötzlich ungewöhnlich hoch und dünn. Wenn Sie dann einen Vortrag halten, werden Sie bemerken, wie sehr Sie diese unnatürliche Tonhöhe einschränkt.

Es ist anstrengend für den Zuhörer, Ihnen zu folgen. Stellen Sie sich vor, Sie hören Musik über Ihren Handylautsprecher im Vergleich zu einem richtigen Verstärker. Es fehlen die Tiefen, es fehlt der volle Klang. Das nervt auf die Dauer.

Darüber hinaus ist es natürlich deutlich anstrengender für Sie selbst, außerhalb Ihrer natürlichen Stimmlage zu sprechen. Ihre Stimme klingt nicht von selbst. Sie drücken den Klang ihrer Stimme heraus.

Im Theater nennt man dieses Phänomen „Kopfstimme“: Sie geben Ihrer Stimme sehr wenig Raum im Körper. Im Vergleich zur „Bauchstimme“: Dabei dient ihr ganzer Körper als Resonanzraum – daher auch der vollere Klang. In Ihrer natürlichen Stimmlage sprechen Sie automatisch mit der Bauchstimme – also immer dann, wenn Ihr Körper entspannt ist.

Demnach ist der beste Tipp für Ihren Vortrag: Seien Sie so entspannt, wie möglich! Und wenn das nicht so einfach klappt?

Hinweis: Möchten Sie mehr darüber lernen, wie man gute und spannende Reden hält? Dann schauen Sie sich die Video-Lektion „Redest Du langweilig?“ aus dem Online-Kurs „Rhetorik: Selbstbewusst Kommunizieren und Überzeugen“ an:

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Zwei Wege, wie Sie Ihre natürliche Stimme trainieren können:

Theaterschauspieler trainieren ihre „Bauchstimme“ auf zwei Arten: Atmung und Körperhaltung.

1. Atmung

Wie atmen Sie, wenn Sie entspannt sind? Langsam, tief und gleichmäßig. Das ändert sich in Aufregung: Sie treten vor Ihr Publikum. Sie beginnen zu sprechen. Ihre Atmung geht schnell und flach. Nur ein kleiner Teil Ihres Lungenvolumens wird genutzt. Das schränkt auch die Klangbildung ein. Also: Immer wieder tief durchatmen!

Schlüsselfähigkeit für Schauspieler – und Redner – ist das kontrollierte Ausatmen. Üben Sie, beim Sprechen möglichst wenig Luft zu verbrauchen. Testen Sie, wie lange Sie sprechen können, ohne einatmen zu müssen. Ja genau, immer weiterreden, bis Sie keinen Ton mehr herausbekommen, bis keine Luft mehr in Ihrer Lunge ist. So entwickeln Sie ein Bewusstsein für unkontrolliertes Nach-Luft-Schnappen. Sie werden merken, dass die Luft in Ihrer Lunge eine ganze Weile ausreicht. In einem Vortrag können Sie mehrere Sätze mit nur einem Atemzug aussprechen. Dann, an geeigneter Stelle, machen Sie eine Pause und atmen tief ein.

Wenn Sie diese Atemtechnik trainieren, passiert folgendes: Sie lernen, sich auf Ihre Atmung zu konzentrieren. Sie bekommen ein Gespür für die Gleichmäßigkeit und Tiefe Ihrer Atemzüge. Damit werden Sie automatisch ruhiger und kommen in Ihre natürliche Stimmlage.

2. Körperhaltung

Ihre Atmung hat letztendlich auch viel mit Ihrer Körperhaltung zu tun. Wirklich entspannt reden können Sie nur, wenn Ihr Körper in Balance ist. Sie brauchen einen festen Stand.

Hinweis: Möchten Sie mehr darüber erfahren, wieso Körpersprache so wichtig ist, dann schauen Sie sich die Video-Lektion „Warum ist Körpersprache so wichtig?“ aus dem Online-Kurs „Körpersprache verbessern: 10 Geheimnisse und 10 Gebote“ an:

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Halten Sie Ihren Vortrag einmal vor einem großen Spiegel und beobachten Sie sich. Wie stehen Sie da? Im Gesangscoaching wird oft mit folgender Vorstellung gespielt: Ein unsichtbarer Faden zieht Ihren Kopf und damit Ihren ganzen Körper, wie einen Hampelmann, nach oben. Die Idee dahinter: Seinen Sie aufrecht. Ihr Kopf, Ihre Schulter, Ihre Wirbelsäule. Schauen Sie nicht auf den Boden, sondern gerade aus. Machen Sie keinen Buckel und kein Hohlkreuz, sondern einen geraden Rücken.

Merken Sie, wie Ihr Körper mit einem Mal viel offener ist? Das ist der Raum, den Ihre Stimme braucht. So entwickeln Sie einen natürlichen, vollen Klang. Merken Sie auch, wie sich Ihr Körper in dieser aufrechten Haltung entspannt? Sie können lockerlassen und ruhig werden. Damit kommen Sie automatisch in Ihre natürliche Stimmlage. Trainieren Sie regelmäßig Ihre Atmung und Körperhaltung und entwickeln Sie damit Ihre natürliche Stimmlage.

3 Techniken, mit denen Sie Ihre Stimme aufwärmen können

Seien Sie sich außerdem bewusst: Die Stimmbänder sind auch Muskeln. Sie funktionieren besser, wenn sie aufgewärmt werden.

Ein Marathon-Läufer würde ja auch nicht einfach so unaufgewärmt losrennen. Deshalb wärmen auch Profi-Redner und Schauspieler ihre Stimme kurz vor einem wichtigen Auftritt auf.

Die folgenden drei Techniken verwenden die Profis auch:

Technik 1: Summen

Einfach und wirksam: Summen. Beginnen Sie auf einer Tonlage, die sich für Sie im Moment gerade ganz natürlich anfühlt. Möglicherweise ist das Ihre natürliche Stimmlage. Variieren Sie dann die Tonhöhe, auf der Sie summen. Gehen Sie von ganz tief nach ganz hoch, dann einmal im Dreiklang. So wärmen Sie Ihre Stimmbänder für die Vielfalt Ihrer Sprachmelodie auf.

Technik 2: Lippenatmen

Das Lippenatmen ist eine Technik zum Lockern und Entspannen der Stimmbänder, die vor Allem unter Profi-Sängern benutzt wird. Und was soll das sein? Ganz einfach: Sie atmen aus und halten gleichzeitig Ihre Lippen verschlossen. Dabei tritt nur ein wenig Luft aus und bringt Ihre Lippen zum Schwingen. Spüren Sie die Vibration Ihrer Lippen und hören ein brummendes Geräusch? Dann haben Sie die Technik richtig angewendet.

Technik 3: Warmes Wasser trinken

Der einfachste und häufig unterschätzte Trick: Wasser trinken. Damit befeuchten Sie Ihre Stimmbänder und erleichtern so ihre Schwingung. Achten Sie darauf, dass das Wasser zumindest Raumtemperatur, im besten Fall Körpertemperatur hat. Dadurch werden Ihre Stimmbänder locker und beweglich. Stellen Sie sich am besten auch für Ihren Vortrag ein Glas lauwarmes Wasser bereit.

Übrigens: Einige Menschen schwören auf den positiven Effekt von warmer Milch mit Honig, um die Stimmbänder geschmeidig zu machen. Ob sich dieser Effekt für Sie bestätigt, müssen Sie selbst herausfinden. 🙂

Alles in allem unser Tipp: Nehmen Sie sich Zeit, vor einem wichtigen Vortrag Ihre Stimmbänder aufzuwärmen.

Wenn Sie mehr rhetorische Tipps & Tricks zu Stimme & Körpersprache lernen möchten, dann schauen Sie sich unseren beliebten Online-Kurs „Rhetorik: Selbstbewusst kommunizieren und überzeugen“ mit bereits mehr als 16.000 eingeschriebenen Teilnehmern an.

Autor: Johannes Stark

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Über den Autor

Wladislaw Jachtchenko ist mehrfach ausgezeichneter Kommunikations-Experte, TOP-Speaker in Europa, mehrfacher SPIEGEL-Bestseller Autor und gefragter Business Coach.

Er hält Vorträge, trainiert und coacht seit 2007 Politiker, Führungskräfte und Mitarbeiter namhafter Unternehmen wie Allianz, BMW, Pro7, Westwing, 3M und viele andere.